An jedem Samstag geschieht es aufs Neue. Bereits in den frühen Nachmittagsstunden errichten fleissige Händler in einem ganzen Stadtviertel der Metropole ihre Zeltzeilen, breiten ihre Verkaufsdecken aus, oder montieren ihre transportablen Marktstände.
Es müssen Tausende von Händlern sein, die hier ameisengleich jede begehbare Gasse, eine jede Treppenstufe, ja sogar Straßenbäume, Bauzäune und die Frontvergitterungen der hier ansässigen Geschäfte für ihre Waren in Beschlag nehmen. Viele Tonnen an Waren werden in Rekordzeit ausgeladen. Um 17 Uhr, wenn der Verkaufsmarathon startet, muss ein jedes Lieferfahrzeug entfernt sein denn die Käuferscharen kommen pünktlich! Es grenzt an ein Wunder, aber klappt doch jedes Mal.
„Diebesmarkt“, schon alleine der Name verleitet zum Aufhorchen! Finstere Gestalten, vermummte Banden gibt es hier aber nicht, nur Waren, Händler und Käufer.
Waren können und werden durchaus oft aus Hehlereien aus Einbrüchen und Diebstählen entstammen, allein der Zustand mancher Dinge hier ist für diese Vermutung ein sicheres Indiz. Kaum jemand wird z.B. sein Autoradio ausbauen und dabei die Kabel nur abreißen oder eine Digitalkamera der neueren Generation ohne das passende Ladegerät, die Bedienungsanleitung und das Futteral feilbieten. Doch zum Warenangebot selber kommen wir noch später. Historisch war dieser Diebesmarkt in einem anderen Stadtviertel Von Chinatown zu Hause, nämlich dem Nakhon Kasem Viertel, doch im Laufe der letzten 20 Jahre ist der Nakhon Kasem Market eher zu einem fast reinen Touristen, Tand- und Andenkenmarkt geworden.
Hehlerwaren werden nun unter anderen Sachen schon lange in einem recht versteckt gelegenen Stadtviertel angeboten. Thai wissen das natürlich und strömen an jedem Wochenende hier in wahren Scharen hin. Das Viertel kann man auf einer Straßenkarte grob mit dem Gebiet umreißen, in dem sich die Straßen: Mahachak, Worachak, Charoenkrung, Suar Pa Road und Thanon Phayabaan Klang miteinander vernetzen bzw. liegen.
Händler hier sehen oftmals ganz und gar nicht heruntergekommen aus und bringen ihre Güter nicht selten in feudaleren Pickups oder großräumigen Geländewagen her, aber es gibt auch noch die per TukTuk und Handkarren anreisenden Kollegen, die vielleicht noch nicht so lange „im Geschäft“ sind.
Eine spezielle Marktpolizei hat es hier, die kümmern sich im Wesentlichen um Streit bei Platzvergaben unter den Händlern und sorgen dafür das Fahrzeug vor Marktbeginn entfernt wurden. Schon 2-3 Stunden vor dem Start ist in weitestem Umkreis keinerlei Parkfläche mehr auszuspähen.
Marktbesuchern empfehle ich daher dringend, bei Anfahrt mit eigenem PKW, eine sichere Abstellmöglichkeit schon im Bereich des Hauptbahnhofes Hua Lamphong aufzusuchen. Dort ist es relativ sicher, beleuchtet und bewacht. Unvorsichtige Zeitgenossen brauchen sich später wirklich nicht zu wundern, das ihr eigenes Radio, Lenkrad mit Airbag oder die Rückspiegel auf einer Trottoirverkaufsdecke in einer Gasse des Marktes schon wieder unschuldig nach einem neuen Besitzer ruft. Laternenparkplätze gibt es in ganz Chinatown kaum, in Armut lebende Einheimische viele – und gebrauchtes Einbrecherwerkzeug jeder Art gibt ein paar Straßen weiter auf dem Diebesmarkt für ganz kleines Geld!
Hierher kommt man mit dem TukTuk, dem Bus oder dem Taxi. Genau so, wie es die Einheimischen ja auch tun.Um Schlag 17 Uhr geht es dann so richtig los, denn nun rennen aus allen Anfahrtstrassen die Händler dorthin, die nur einen kleinen Platzbedarf haben. Sie führen ihre Waren in Rucksäcken oder Reisetaschen mit und füllen in wenigen Minuten die soeben noch mit Lieferfahrzeugen vollgestopften Straßen des Viertels. Inmitten der Straße entsteht binnen einer Viertelstunde eine neue Marktzeile mit Decken auf dem Boden, einfachen Kartonstreifen oder Klapptischchen.
Es ist noch nicht an der Zeit für zaghafte Gemüter, nur die hartnäckigsten unter den Schnäppchenjägern machen sich nun auf die Socken und eilen mit noch leerem Rucksack auf dem Rücken in dem katastrophal unorganisiert wirkenden Gewirr herum und suchen gezielt nach Wertgegenständen wie Edelschreibgeräte, Markenuhren, man mag gar nicht glauben was es hier so Alles gibt.
Ich selbst habe mir hier schon ein einmal benutztes GPS-Gerät gekauft, dessen Vorbesitzer wütend war, das er die Menüführung nicht auf Thaidisplay umstellen konnte. Eine Backup-Digitalkamera für meine Reportagereisen war hier nicht viel teurer, als die im Gehäuse noch befindlichen Akkus samt SD-Speicherkarte im Fachgeschäft kosten würden
Das Warenangebot verrät oftmals die Herkunft der angebotenen Artikel, ein Standsortiment mit deutschsprachigen Reiseführern, Elektrorasierern, Schmuck und Reisegepäck wird seinen Ursprung wohl in einem oder mehreren Hotelzimmern gehabt haben. Computerfestplatten allerneuster Generation ohne jede Umverpackung aus 24er Packs in Styroporplatten sind in Minuten ausverkauft und „fielen“ wohl vom LKW oder fehlen nun im Bestand der Festplattenwerke im Norden der Stadt. Am Montag wird es auf etlichen Baustellen Bangkoks lange Gesichter geben, wenn man im Elektrogeräteschrank nur noch gähnende Leere vorfindet. Allein das Beobachten des Geschehens hier hat seine eigenen Reize für mich.
Mittlerweile hat jede noch so kleine Lücke in den Marktzeilen weitere Anbieter vorzuweisen und auf den engen Gehwegen zwischen diesen beginnen die regulären Besucher ihren Marktrundgang. Es beginnt langsam zu dämmern und mir fallen viele dieser kleinen neuartigen LED Taschenlampen auf, die fast jeder mit sich führt. Man kann so etwas auch für ein paar Baht kaufen, wenn man keine mitgebracht hat. Bei 40 Baht kann man da ja nicht viel verkehrt machen. Nicht jeder Händler hat eine Beleuchtung und Stromversorgung am Stand. Das Getümmel, das Hin- und Hergerenne der Profis auf der Jagd weicht einem gemächlichen, aber sehr dichtem Menschenstrom, der nun an den Ständen vorbeifliesst.
Nicht oft gibt es Gelegenheiten zum Verschnaufen, die Breiten der Gehwege unterschreiten einen Meter oftmals, bei Gegenverkehr an Passanten führt das oftmals zu ungewollten Berührungen. Das wiederum nutzen Trick- und Taschendiebe aus, man sollte hier (in Chinatown immer!) besonders auf seine Geldbörse Acht geben und Mobiltelefone am Gürtel befestigt zu haben ist auch ein oft gemachter Kardinalfehler. Frauen unter den Besuchern sollten bei der Wahl des Schuhwerks und auch der Handtasche bedenken, das die Gehsteige oft uneben sind, Versätze und Stolperfallen gibt es an jeder Ecke, und überall lauern Bettelkinder oder auch erwachsene Diebe auf eine sich bietende Gelegenheit, einer beispielsweise unbeholfen vor sich hin staksenden High-heels Dame ihre vielleicht gestern erst gekaufte Gucci-Handtasche nebst Inhalt zu entreissen.
Nach 22 Uhr beginnt sich das Geschiebe in den Gängen etwas zu lichten, wer fleissig war und ein gutes Schritttempo vorlegte, der hat nun bereits 20% des gesamten Marktes gesehen. Nun findet man eher die Muße, ein paar Fotos zu schießen, einen Snack aus der Garküche zu sich zu nehmen oder sich mit den Auslagen der Dealer näher zu befassen.
Die Mitnahme einer Straßenkarte ist nicht nötig, denn das Marktgeschehen spielt sich nur in einem unsichtbar abgegrenzten Territorium ab. Um den Markt herum verlaufen große Verkehrsstraßen und man kommt von überall relativ schnell an ein Taxi oder TukTuk, wenn der Spaß des Schnäppchenjagens abklingt, die wunden Füße sich melden oder gar der Rucksack so voll gestopft mit Geshopptem ist, dass es einfach nicht mehr geht.Anfängern empfehle ich gerne, sich nur dieser Marktperipherie entlang zu bewegen. Bis man dann wieder am Ausgangspunkt ist, hat man etliche Kilometer abgeschritten.
An besonders attraktiven Angeboten gibt es für mich hier immer zum Beispiel die Anbieter des Airlinezubehörs. Nein, ich sammle keine Kaffeelöffelchen mit dem Signet der Fluglinien oder Kotztüten aus den Sitztaschen, ich bin da als Resident in Thailand scharf auf für Touristen ganz banal wirkende Sachen. Kaffeerahm von Bärenmarke, Käse aus dem Emmental, die gute Zentis Marmelade oder kleine Riegel von edlen Schweizer Schokoladen. Muss man nicht vermissen, wenn man die Kniffe Bangkoks kennt! Die kessen Saftschubsen der Gourmet-Airlines werde diese Dinge nicht vermissen, denn ihr Cateringservice rüstet die Wägelchen ja für jeden Flug erneut voll auf.
Das Angebot als auch der jeweilige Standort wechselt immer, ob ich nun mit einem Kilobeutel von Mini-Babybelkäse oder australischem Chester heimkehren werde, das weiß ich vorher nie. Im Angebot ist immer das, auf was die Airlines gerade nicht gut genug aufgepasst haben, so denke ich. Besonders die Artikel aus den feineren Passagierklassen der Airlines gelten bei mir persönlich als wahre Schnäppchen des Diebesmarktes.
Der Schwerpunkt des Marktes hinsichtlich des Angebotes liegt aber eindeutig eher in den Bereichen der Heimwerkerei, Krad & Kfz.-Zubehör, Kleinantiquitäten, Buddhafiguren und Bekleidung aller Art. Es gibt hier am mobilen Stand wahrscheinlich mehr Armaturen und Brauseschläuche nebst allem Zubehör zu erstehen, als in jedem gutsortierten und großen Baumarkt.
I-Pods, Laptops und andere elektronische Spielzeuge gibt es hier ohne jede Gewähr und oft ohne Zubehör, dafür halt spottbillig. Auch Kameras kann man hier vor Ort nicht wirklich ausprobieren, man geht schon Risiken ein.
Irgendwann geht auch dem hartgesottensten Marktprofi die Puste aus. Man sehnt sich nach Klimaanlage oder einfach einem Platz, wo man sich hinsetzen kann. Die chinesischen Gehweganbieter von Entengerichten mit Reis, deren Grillvögel mich vorhin beim Vorbeigehen noch so traurig aus der Glasvitrine mit ihren toten Augen angeschaut haben, die boykottiere ich. Doch nicht etwas weil deren Essen nicht schmecken mag, sondern weil kein Mensch bin, der sich an einem Klapptisch auf einem Plastikhocker mitten im Gehsteiggedränge wohl fühlen kann.
Ich selber habe auch keine Präferenz für US-Fastfood, aber habe mich auch schon dabei ertappt, im KFC auf der Worachak Road neben dem Klong Thom Center in der Marktperipherie beider klimatisierten Atmosphäre dort bei einem Eistee etwas abzukühlen, bevor ich eine erneute Marktrunde wage.
Gekühlte Getränke für durstige Marktbegeher gibt es an jeder Ecke, der eine kauft sich halt etwas im 7eleven (schwer zu finden hinter der schultergeschlossenen Reihe mannshoher Kühlschränke des Dealers davor), ein Andere zieht vielleicht den Schluck Whisky oder den billigsten Reisschnaps aus der Flasche vor, den meist ältere Chinesinnen im Labyrinth der Gassen in der Marktmitte neben ihren lose verkauften Zigaretten anbietet.
Selbst um Mitternacht herrscht noch reges Treiben vor den Ständen, aber man kann sich nun auch etwas bewegen und sich nach einem Gegenstand auf einer Decke bücken, ohne das man gleich von anderen Passanten per sanftem Druck gegen den Hintern in die Auslage befördert wird.
Hübsche Verkäuferinnen bieten hier selbstgeschneiderte Nachthemden an und finden nun auch die Zeit für einen kleinen Flirt, doch ich habe keine Verwendung für ihre Sachen. Auch der wieselflink vor sich hin Kopfbedeckungen häkelnde Reggae-Gaukler zieht mich für einen Moment in seinen Bann. Erste Anzeichen von Schlappheit zeichnen sich bei mir dann weit nach Mitternacht ab und beim Verlassen des Marktes fotografiere ich noch schnell ein paar traumselige Händler, die hier an ihren Ständen oder den angebotenen Sitzmöbeln eingeschlummert sind. Der Markt währt noch bis in die sonntäglichen Abendstunden und weitere Besucherscharen werden sich am Morgen einfinden.
Ich halte diesen Markt uneingeschränkt für die allerbeste Schnäppchenmeile in ganz Thailand, aber ein Besuch am Sonntag lohnt sich nicht so sehr, denn die wirklichen Occasionen haben dann alle schon lange neue Besitzer gefunden.
Das Preisgefüge hier liegt weit unter dem Chatuchak Niveau, das liegt in erster Linie wohl an nicht vorhandenen Mengen von Touristen mit zu prall gefüllten Geldbörsen. Hier shoppt man unter Thai Schnäppchenjäger, die paar Farang (Ausländer) sind immer die selben auf der Jagd nach der Gelegenheit.
Waren können und werden durchaus oft aus Hehlereien aus Einbrüchen und Diebstählen entstammen, allein der Zustand mancher Dinge hier ist für diese Vermutung ein sicheres Indiz. Kaum jemand wird z.B. sein Autoradio ausbauen und dabei die Kabel nur abreißen oder eine Digitalkamera der neueren Generation ohne das passende Ladegerät, die Bedienungsanleitung und das Futteral feilbieten. Doch zum Warenangebot selber kommen wir noch später. Historisch war dieser Diebesmarkt in einem anderen Stadtviertel Von Chinatown zu Hause, nämlich dem Nakhon Kasem Viertel, doch im Laufe der letzten 20 Jahre ist der Nakhon Kasem Market eher zu einem fast reinen Touristen, Tand- und Andenkenmarkt geworden.
Hehlerwaren werden nun unter anderen Sachen schon lange in einem recht versteckt gelegenen Stadtviertel angeboten. Thai wissen das natürlich und strömen an jedem Wochenende hier in wahren Scharen hin. Das Viertel kann man auf einer Straßenkarte grob mit dem Gebiet umreißen, in dem sich die Straßen: Mahachak, Worachak, Charoenkrung, Suar Pa Road und Thanon Phayabaan Klang miteinander vernetzen bzw. liegen.
Händler hier sehen oftmals ganz und gar nicht heruntergekommen aus und bringen ihre Güter nicht selten in feudaleren Pickups oder großräumigen Geländewagen her, aber es gibt auch noch die per TukTuk und Handkarren anreisenden Kollegen, die vielleicht noch nicht so lange „im Geschäft“ sind.
Eine spezielle Marktpolizei hat es hier, die kümmern sich im Wesentlichen um Streit bei Platzvergaben unter den Händlern und sorgen dafür das Fahrzeug vor Marktbeginn entfernt wurden. Schon 2-3 Stunden vor dem Start ist in weitestem Umkreis keinerlei Parkfläche mehr auszuspähen.
Marktbesuchern empfehle ich daher dringend, bei Anfahrt mit eigenem PKW, eine sichere Abstellmöglichkeit schon im Bereich des Hauptbahnhofes Hua Lamphong aufzusuchen. Dort ist es relativ sicher, beleuchtet und bewacht. Unvorsichtige Zeitgenossen brauchen sich später wirklich nicht zu wundern, das ihr eigenes Radio, Lenkrad mit Airbag oder die Rückspiegel auf einer Trottoirverkaufsdecke in einer Gasse des Marktes schon wieder unschuldig nach einem neuen Besitzer ruft. Laternenparkplätze gibt es in ganz Chinatown kaum, in Armut lebende Einheimische viele – und gebrauchtes Einbrecherwerkzeug jeder Art gibt ein paar Straßen weiter auf dem Diebesmarkt für ganz kleines Geld!
Hierher kommt man mit dem TukTuk, dem Bus oder dem Taxi. Genau so, wie es die Einheimischen ja auch tun.Um Schlag 17 Uhr geht es dann so richtig los, denn nun rennen aus allen Anfahrtstrassen die Händler dorthin, die nur einen kleinen Platzbedarf haben. Sie führen ihre Waren in Rucksäcken oder Reisetaschen mit und füllen in wenigen Minuten die soeben noch mit Lieferfahrzeugen vollgestopften Straßen des Viertels. Inmitten der Straße entsteht binnen einer Viertelstunde eine neue Marktzeile mit Decken auf dem Boden, einfachen Kartonstreifen oder Klapptischchen.
Es ist noch nicht an der Zeit für zaghafte Gemüter, nur die hartnäckigsten unter den Schnäppchenjägern machen sich nun auf die Socken und eilen mit noch leerem Rucksack auf dem Rücken in dem katastrophal unorganisiert wirkenden Gewirr herum und suchen gezielt nach Wertgegenständen wie Edelschreibgeräte, Markenuhren, man mag gar nicht glauben was es hier so Alles gibt.
Ich selbst habe mir hier schon ein einmal benutztes GPS-Gerät gekauft, dessen Vorbesitzer wütend war, das er die Menüführung nicht auf Thaidisplay umstellen konnte. Eine Backup-Digitalkamera für meine Reportagereisen war hier nicht viel teurer, als die im Gehäuse noch befindlichen Akkus samt SD-Speicherkarte im Fachgeschäft kosten würden
Das Warenangebot verrät oftmals die Herkunft der angebotenen Artikel, ein Standsortiment mit deutschsprachigen Reiseführern, Elektrorasierern, Schmuck und Reisegepäck wird seinen Ursprung wohl in einem oder mehreren Hotelzimmern gehabt haben. Computerfestplatten allerneuster Generation ohne jede Umverpackung aus 24er Packs in Styroporplatten sind in Minuten ausverkauft und „fielen“ wohl vom LKW oder fehlen nun im Bestand der Festplattenwerke im Norden der Stadt. Am Montag wird es auf etlichen Baustellen Bangkoks lange Gesichter geben, wenn man im Elektrogeräteschrank nur noch gähnende Leere vorfindet. Allein das Beobachten des Geschehens hier hat seine eigenen Reize für mich.
Mittlerweile hat jede noch so kleine Lücke in den Marktzeilen weitere Anbieter vorzuweisen und auf den engen Gehwegen zwischen diesen beginnen die regulären Besucher ihren Marktrundgang. Es beginnt langsam zu dämmern und mir fallen viele dieser kleinen neuartigen LED Taschenlampen auf, die fast jeder mit sich führt. Man kann so etwas auch für ein paar Baht kaufen, wenn man keine mitgebracht hat. Bei 40 Baht kann man da ja nicht viel verkehrt machen. Nicht jeder Händler hat eine Beleuchtung und Stromversorgung am Stand. Das Getümmel, das Hin- und Hergerenne der Profis auf der Jagd weicht einem gemächlichen, aber sehr dichtem Menschenstrom, der nun an den Ständen vorbeifliesst.
Nicht oft gibt es Gelegenheiten zum Verschnaufen, die Breiten der Gehwege unterschreiten einen Meter oftmals, bei Gegenverkehr an Passanten führt das oftmals zu ungewollten Berührungen. Das wiederum nutzen Trick- und Taschendiebe aus, man sollte hier (in Chinatown immer!) besonders auf seine Geldbörse Acht geben und Mobiltelefone am Gürtel befestigt zu haben ist auch ein oft gemachter Kardinalfehler. Frauen unter den Besuchern sollten bei der Wahl des Schuhwerks und auch der Handtasche bedenken, das die Gehsteige oft uneben sind, Versätze und Stolperfallen gibt es an jeder Ecke, und überall lauern Bettelkinder oder auch erwachsene Diebe auf eine sich bietende Gelegenheit, einer beispielsweise unbeholfen vor sich hin staksenden High-heels Dame ihre vielleicht gestern erst gekaufte Gucci-Handtasche nebst Inhalt zu entreissen.
Nach 22 Uhr beginnt sich das Geschiebe in den Gängen etwas zu lichten, wer fleissig war und ein gutes Schritttempo vorlegte, der hat nun bereits 20% des gesamten Marktes gesehen. Nun findet man eher die Muße, ein paar Fotos zu schießen, einen Snack aus der Garküche zu sich zu nehmen oder sich mit den Auslagen der Dealer näher zu befassen.
Die Mitnahme einer Straßenkarte ist nicht nötig, denn das Marktgeschehen spielt sich nur in einem unsichtbar abgegrenzten Territorium ab. Um den Markt herum verlaufen große Verkehrsstraßen und man kommt von überall relativ schnell an ein Taxi oder TukTuk, wenn der Spaß des Schnäppchenjagens abklingt, die wunden Füße sich melden oder gar der Rucksack so voll gestopft mit Geshopptem ist, dass es einfach nicht mehr geht.Anfängern empfehle ich gerne, sich nur dieser Marktperipherie entlang zu bewegen. Bis man dann wieder am Ausgangspunkt ist, hat man etliche Kilometer abgeschritten.
An besonders attraktiven Angeboten gibt es für mich hier immer zum Beispiel die Anbieter des Airlinezubehörs. Nein, ich sammle keine Kaffeelöffelchen mit dem Signet der Fluglinien oder Kotztüten aus den Sitztaschen, ich bin da als Resident in Thailand scharf auf für Touristen ganz banal wirkende Sachen. Kaffeerahm von Bärenmarke, Käse aus dem Emmental, die gute Zentis Marmelade oder kleine Riegel von edlen Schweizer Schokoladen. Muss man nicht vermissen, wenn man die Kniffe Bangkoks kennt! Die kessen Saftschubsen der Gourmet-Airlines werde diese Dinge nicht vermissen, denn ihr Cateringservice rüstet die Wägelchen ja für jeden Flug erneut voll auf.
Das Angebot als auch der jeweilige Standort wechselt immer, ob ich nun mit einem Kilobeutel von Mini-Babybelkäse oder australischem Chester heimkehren werde, das weiß ich vorher nie. Im Angebot ist immer das, auf was die Airlines gerade nicht gut genug aufgepasst haben, so denke ich. Besonders die Artikel aus den feineren Passagierklassen der Airlines gelten bei mir persönlich als wahre Schnäppchen des Diebesmarktes.
Der Schwerpunkt des Marktes hinsichtlich des Angebotes liegt aber eindeutig eher in den Bereichen der Heimwerkerei, Krad & Kfz.-Zubehör, Kleinantiquitäten, Buddhafiguren und Bekleidung aller Art. Es gibt hier am mobilen Stand wahrscheinlich mehr Armaturen und Brauseschläuche nebst allem Zubehör zu erstehen, als in jedem gutsortierten und großen Baumarkt.
I-Pods, Laptops und andere elektronische Spielzeuge gibt es hier ohne jede Gewähr und oft ohne Zubehör, dafür halt spottbillig. Auch Kameras kann man hier vor Ort nicht wirklich ausprobieren, man geht schon Risiken ein.
Irgendwann geht auch dem hartgesottensten Marktprofi die Puste aus. Man sehnt sich nach Klimaanlage oder einfach einem Platz, wo man sich hinsetzen kann. Die chinesischen Gehweganbieter von Entengerichten mit Reis, deren Grillvögel mich vorhin beim Vorbeigehen noch so traurig aus der Glasvitrine mit ihren toten Augen angeschaut haben, die boykottiere ich. Doch nicht etwas weil deren Essen nicht schmecken mag, sondern weil kein Mensch bin, der sich an einem Klapptisch auf einem Plastikhocker mitten im Gehsteiggedränge wohl fühlen kann.
Ich selber habe auch keine Präferenz für US-Fastfood, aber habe mich auch schon dabei ertappt, im KFC auf der Worachak Road neben dem Klong Thom Center in der Marktperipherie beider klimatisierten Atmosphäre dort bei einem Eistee etwas abzukühlen, bevor ich eine erneute Marktrunde wage.
Gekühlte Getränke für durstige Marktbegeher gibt es an jeder Ecke, der eine kauft sich halt etwas im 7eleven (schwer zu finden hinter der schultergeschlossenen Reihe mannshoher Kühlschränke des Dealers davor), ein Andere zieht vielleicht den Schluck Whisky oder den billigsten Reisschnaps aus der Flasche vor, den meist ältere Chinesinnen im Labyrinth der Gassen in der Marktmitte neben ihren lose verkauften Zigaretten anbietet.
Selbst um Mitternacht herrscht noch reges Treiben vor den Ständen, aber man kann sich nun auch etwas bewegen und sich nach einem Gegenstand auf einer Decke bücken, ohne das man gleich von anderen Passanten per sanftem Druck gegen den Hintern in die Auslage befördert wird.
Hübsche Verkäuferinnen bieten hier selbstgeschneiderte Nachthemden an und finden nun auch die Zeit für einen kleinen Flirt, doch ich habe keine Verwendung für ihre Sachen. Auch der wieselflink vor sich hin Kopfbedeckungen häkelnde Reggae-Gaukler zieht mich für einen Moment in seinen Bann. Erste Anzeichen von Schlappheit zeichnen sich bei mir dann weit nach Mitternacht ab und beim Verlassen des Marktes fotografiere ich noch schnell ein paar traumselige Händler, die hier an ihren Ständen oder den angebotenen Sitzmöbeln eingeschlummert sind. Der Markt währt noch bis in die sonntäglichen Abendstunden und weitere Besucherscharen werden sich am Morgen einfinden.
Ich halte diesen Markt uneingeschränkt für die allerbeste Schnäppchenmeile in ganz Thailand, aber ein Besuch am Sonntag lohnt sich nicht so sehr, denn die wirklichen Occasionen haben dann alle schon lange neue Besitzer gefunden.
Das Preisgefüge hier liegt weit unter dem Chatuchak Niveau, das liegt in erster Linie wohl an nicht vorhandenen Mengen von Touristen mit zu prall gefüllten Geldbörsen. Hier shoppt man unter Thai Schnäppchenjäger, die paar Farang (Ausländer) sind immer die selben auf der Jagd nach der Gelegenheit.