© Frank P. Schneidewind
Pattani, die alte Königsstadt und Narathiwat machen als südlichste Provinzen Thailands am Golf nunmehr seit Jahren internationale Schlagzeilen. Hier tobt der unausgesprochene Bürgerkrieg moslemischer Extremisten gegen die Obrigkeit und das Thaimilitär weiterhin in unverminderter Härte und Brutalität.
Pattani, die alte Königsstadt und Narathiwat machen als südlichste Provinzen Thailands am Golf nunmehr seit Jahren internationale Schlagzeilen. Hier tobt der unausgesprochene Bürgerkrieg moslemischer Extremisten gegen die Obrigkeit und das Thaimilitär weiterhin in unverminderter Härte und Brutalität.
Längst in Vergessenheit geraten sind darüber leider die atemberaubend schönen Strände dieser Region, die malerischen Fischerdörfer entlang der Golfküste, die kunstvoll bemalten Korlaeboote und die prächtigen Frischemärkte.
Tourismus kennt man hier faktisch keinen mehr, die wenigen Hotelbetten werden bestenfalls von gelegentlichen Handelsreisenden der Region oder Konfliktbericht erstattenden Journalisten dürftig frequentiert. Ein wahres Überangebot an Einfachstherbergen bis hin zum ausgewachsenen Hotel wartet seit Jahren vergeblich auf bessere Auslastungsquoten. Das Preisniveau ist im Allgemeinen im Süden als sehr niedrig zu bezeichnen. Man bekommt zum Beispiel in der Provinzhauptstadt Narathiwat bereits nett ausgestattete Zimmer mit Kabelfernsehen und Klimaanlage für deutlich unter 500 Baht.( 10€)
Kilometerlange Feinsandstrände, eine kürzere Regenzeit als in den meisten Landesteilen und gute Anbindung per Schiene und Straße sowie Flughäfen in unmittelbarer Nähe würden die gesamte Region geradezu prädestinieren als künftig zu promotendes Reiseziel für alle Thailandfans, denen die drangvolle Enge an etlichen der Traumstrände im Golf oder der Andamanensee einfach zu dicht geworden ist.
Ich bereise diese Küste nun seit einigen Jahren regelmäßig und habe mich an die schiere Unendlichkeit der Strände, die angenehme Ruhe und das völlige Fehlen kommerzieller Tourismusfaktoren sehr schnell gewöhnt gehabt.
Niemals kam hier ein Anbieter von Massagen oder minderwertigen Markenuhrenkopien an meine Strandmatte und störte meine Ruhe. Nie begegnete man hier den oftmals lästigen und penetranten, thaitypischen kommerziellen Beachboys und -girls, welche ihren Lebensunterhalt in wahren Scharen und Horden an etlichen Stränden des Königreiches mit dem Verkauf von wertlosem Souvenirtand oder überteuerten Bootsausflügen aus dem zerfledderten Katalog erwirtschaften.
Getränke musste man immer schon mitbringen, Einfachstsnacks lokaler Art gab es an kleinen Garküchen in den Uferdörfern der direkten Umgebung.
Lediglich an Wochenenden oder zu Feiertagen begegnete man hier vereinzelten Badefreunden, einheimischen Ausflüglern oder kleinen Gruppen von Jugendlichen oder Familiensippen beim Beachpicknick.
Lediglich an Wochenenden oder zu Feiertagen begegnete man hier vereinzelten Badefreunden, einheimischen Ausflüglern oder kleinen Gruppen von Jugendlichen oder Familiensippen beim Beachpicknick.
Seit dem Begin des Jahres stellt sich die Situation nun ganz anders dar. Eine konstante Brandung mit nennenswertem Wellengang sorgt nachhaltig Tag und Nacht für eine rasch fortschreitende Abtragung der Strände. Nur überschaubar kleine Strandbereiche sind durch natürliche Felsen am Ufer relativ geschützt. Die Zitronenbucht in Narathiwat, vor Ort Ao Manao genannt, war auf meiner kürzlich absolvierten Reise entlang der gesamten westlichen Golfküste eine der am drastischsten betroffenen Regionen, der 30 bis 50 Meter breite Sandstrand vor der Zufahrtsstraße und der gepflasterten Strandpromenade ist bereits komplett weggespült worden. Seit einigen Wochen prügeln die Wellen nun ungeschützt auf die Uferkonstruktionen ein, reißen mehrere Hundert Kilo schwere Bankelemente aus Beton, 20 bis 30 Meter hohe Kasuarinen (Seepinienbäume) fallen fast im Stundentakt in die Fluten – denn die Wellen legen das gesamte Wurzelwerk frei und berauben den Baum seiner Standfestigkeit. Der ökologische Schaden geht hier auch nach Euro-Gesichtspunkten bereits in Millionenhöhe!
Lediglich der südlichste Bereich der sichelförmigen Zitronenbucht ist den nagenden Wellen dank seiner massiven Felsen am Ufer nicht so schutzlos ausgesetzt, wie der am Heftigsten von der Erosion betroffene, mittlere und nördliche Bereich. Obendrein treffen hier die Wellen in einem flacheren Winkel auf den Strand und haben somit nicht mehr ihre volle Kraft.
Was hier exakt zu der zerstörerischen Änderung der Brandung und Strömungen geführt hat, das vermag ich nicht zu sagen. Aber es hat hier früher auch schon höhere Wellen und richtige Stürme gegeben, aber ohne das die eigentlichen Uferbefestigungen auch nur nass geworden wären. Kasuarinen sind uebrigens die entlang der gesamten Golfküste in etwa von Hua Hin südlich (Suan Son Pradiphat) anzutreffenden Schattenspender aus dem Bereich der Flora. Sie vertragen salzhaltige und nährstoffarme Sandböden gut und gedeihen im tropischen Seeklima prächtig. Die von mir über mehrere Tage nachgemessene Erosion betrug am unbefestigten, unbebauten nördlichen Ao Manao bis zu 50 cm je 24 Stunden! Im gepflasterten und mit altem Baumbestand versehenen zentralen Bereich lag dieser Wert im Mittel bei 15 cm je Tag.
Auch weiter in Richtung Norden sind alle Strände nun mehr oder weniger stark von diesem neuen Naturphänomen heimgesucht. In der Nachbarprovinz Pattani bangt man nun um die idyllische Halbinsel Ta Chi, welche weit in den Golf hinausragt. Sie verliert derzeit einiges an Substanz und wird schon bald komplett ins Meer gewaschen werden. Noch bietet der natürliche Hafen hinter der kilometerlangen, aber oft nur hundert Meter breiten Landzunge einen sicheren Schutz für kleinere Fischerboote und Ta Chi in Pattani gehört als Standort zu den bestgehüteten Geheimnissen für Fotografen und Beobachter traditioneller thailändischer Fischerei.
Die Zufahrtsstraße entlang des Golfes dorthin hat ebenfalls in jüngster Zeit böse unter den Naturgewalten leiden müssen und ist nur noch in Segmenten durchgängig befahrbar. Permanente Wellenbearbeitung des Straßenbauwerkes hat den Damm unter der Fahrbahn kubikmeterweise ins Meer hinausgeschwemmt. Ohne die Tragschicht vermochte das durch zusätzlich intensive Sonneneinstrahlung aufgeheizte, also aufgeweichte Bitumen in der Fahrbahndecke, nicht länger der Gravitation zu widerstehen und hat die Asphaltdeckschicht ebenfalls schollenweise dem Meer übergeben müssen. Der im Normalfall sehr stabile und widerstandsfähige Straßenbelag bröselte einfach nach unten weg, fast so, wie ein langsam über eine Tischkante geschobener Pflaumenkuchen ohne das stützende Backblech darunter.
Unmittelbar hinter dem Fahrbahndamm landeinwärts befindliche Dränagekanäle haben das salzige Meerwasser dann in großen Mengen auf Felder und Weiden weitergeleitet, sodass auch in dieser Hinsicht langfristig mit irreparablen Schäden für die landwirtschaftlichen Nutzflächen der dort ansässigen Bauern gerechnet werden muss. Die Salinität (Salzhaltigkeit) des Erdreiches erhöht sich mit jeder Flut erneut. Schon bald werden auch heutige Viehweiden dort trostlose Brachgelände mit Wüstencharakteristik sein.
Nur dort, wo die Natur über die Jahre einen weiträumigen und sehr flach auslaufenden Strandbereich angelegt hat, können sich die Wellen auslaufen und alle Zerstörungskraft verliert sich somit auf natürlichste Art und Weise.
Richtige Beachroads, also Strandstraßen wird es hier im Süden bei weiterhin anhaltender Erosion nicht mehr lange geben. Die bereits begonnene Regenzeit und damit zwangsläufig verbundene, saisontypische Monsun Tiefdruckgebiete werden das Meer erneut in Wallung bringen. Ohne Zweifel wird dadurch wohl eher für eine noch schneller fortschreitende Erosion gesorgt werden.